Der Liebesakt gehört zu meinen Romanen dazu
Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich euch einmal etwas zu dem Genre erzählen, in dem ich meine Liebesromane ansiedele. Denn mit der simplen Einordnung Liebesroman ist es für mich nicht getan. Wie auch bei Krimis, gibt es hier zahlreiche Unterschiede, für die ich euch etwas sensibilisieren möchte.
Während der übergeordnete Begriff des Krimis Verbrechen lautet, ist er bei Liebesromanen, welch Überraschung, die Liebe. Nur hat diese viele unterschiedliche Gesichter und Facetten. Und für mich gehört der Liebesakt zur Liebe einfach dazu.
Die Genres
Viele, die regelmäßig lesen, mögen jetzt irritiert sein. Ich glaube, rund die Hälfte aller Liebesromane beinhalten mittlerweile explizite Szenen. So ist jedenfalls mein Gefühl. Was also macht mich zu etwas Besonderem? Ich fürchte nichts. Es gibt viele Autorinnen, die ganz tolle Liebesszenen schreiben! Und doch unterscheide ich mich ein wenig in der Art, wie ich sie einsetze. Dazu später noch mehr.
Als ich den ersten Band meiner Jahreszeiten-Reihe erstmals meinen Freundinnen zum Testlesen gegeben habe, waren sie, sagen wir mal, vorsichtig gespannt. Dank eines Seminars vor ein paar Jahren bei dem Literaturagenten Lars Kossack, habe ich gelernt, dass der klassische Liebesroman Sexszenen nur andeutet, der erotische Liebesroman diese aber ausschreibt.
Erotik oder Liebesroman?
Auf der anderen Seite meinte er aber auch, dass zur Erotik wechselnde Partner gehörten, weswegen 50 Shades of Grey eigentlich als Liebesroman zu betrachten sei. Diese Aussagen machten es mir nicht leichter, meinen Roman einzuordnen. Ich stellte mir die Frage, was ich eigentlich schreibe. Liebesromane, erotische Romane, oder erotische Liebesromane.
Um meine Freundinnen auf meine Bücher vorzubereiten, sagte ich vorsichtshalber erotische Liebesromane. Und das trifft meiner Ansicht nach auch noch immer am ehesten zu, bedenkt man die Genre-Einteilung, die mir beigebracht wurde. Denn Leser erwartet in meinen Romanen eben nicht nur eine Liebesgeschichte mit angedeuteten Sexszenen.
Nackte Tatsachen
Wo Autoren klassischer Liebesromane ihre Protagonisten die Bettdecke über die Köpfe ziehen lassen, ziehe ich sie für euch herunter. Ihr werft einen Blick hinter die Fassade und ich zeige euch, was sinnliche Szenen alles über einen Charakter und eine Beziehung aussagen können, ohne den Fokus auf die Liebesgeschichte zu verlieren.
Wenn ich ein Buch lese, will ich alle Seiten der Romanfiguren kennen lernen. Ich will herausfinden, ob jemand nur schüchtern oder eher prüde ist, wissen, ob er nur lieb tut oder auch lieb ist. Mir reicht es einfach nicht, die Protagonisten nur zu sehen, ich will sie mit allen Sinnen wahrnehmen – sie anfassen, riechen, hören und schmecken. Ich will ganz einfach nackte Tatsachen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und damit unterscheide ich mich dann doch ein bisschen von anderen Autorinnen, die ebenfalls sinnliche Szenen schreiben.
Mehr als nur Unterhaltsam
Während ich bei meinem weihnachtlichen Kurzroman Call me Santa – Die schönsten Weihnachtsgeschenke haben keine Hosen an lediglich eine sinnliche Abschlussszene habe, nutze ich bei meiner Tetralogie den Liebesakt, um meine Charaktere und die Beziehung zueinander zu beschreiben. Denn Sex kann in einem Buch viel mehr, als nur erotisch oder sinnlich zu sein.
Er kann auch frustrieren, Erwartungen wecken, offener machen, oder verschrecken. Er kann Dinge in mir zum Vorschein bringen, die ich vorher über mich nicht wusste, und er kann aufzeigen, wie ein Protagonist sich verhält, wenn die Jalousien geschlossen sind. Er kann mich dazu bringen, selbstbewusster zu werden, mich für meine Bedürfnisse stark zu machen und mich lehren, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen.
Jede Geschichte ist anders
Vermutlich wird die Sexualität meiner Protagonisten nicht immer diese Art von Rolle in meinen Büchern spielen. Dafür gibt es in meinem Kopf einfach viel zu viele unterschiedliche Geschichten, die niedergeschrieben werden möchten. Im Anschluss an meine Jahreszeiten-Reihe plane ich beispielsweise einen Australien Roman, der bereits komplett durchgeplottet ist.
Hier werden die expliziten Szenen, wie bei Call me Santa, eher klassisch eingesetzt, weil die Geschichte nichts anderes offeriert. Die Protagonisten bekommen sich erst am Ende des Buches, so dass ich hier lediglich eine sinnliche Abschlussszene plane, die ich aber auch weglassen und nur andeuten könnte.
Erotik per Definition
Warum erzähle ich euch das alles? Um euch zu zeigen, wie vielfältig die Erotik angewandt werden kann. Und das ist auch mein Stichwort für den nächsten Punkt. Denn welche Wortwahl ist nun angebracht? Wie erkläre ich meinen Freundinnen, was genau ich schreibe? Hier kommt es offenbar auf Feinheiten an, wie ich bereits dank meiner Freundinnen sowie erfahreneren Autorinnen über Instagram lernen durfte.
Das Wort Erotik bedeutet per Duden-Definition: „den geistig-psychischen Bereich einbeziehende sinnliche Liebe; Liebes-, Geschlechtsleben“. Nur scheint diese Definition nicht jeder zu kennen. Oft wird das Wort Erotik mit bestimmten Attributen behaftet, die eigentlich so nichtzutreffend sind.
Sinnlich oder erotisch
Darauf aufmerksam geworden bin ich durch eine Autorin, die auf ihrer Website schrieb, sie schreibe sinnliche und erotische Romane. Auf meine Frage, wo sie hier einen Unterschied sehe, meinte sie überspitzt gesagt: Sinnlich ist Sex mit Gefühlen, Erotik reine Lust.
Diese Definition spiegelt, die des Dudens meiner Ansicht nach nicht wider, aber durchaus die meiner Freundinnen. Denn während sie erst etwas vorsichtig meine Geschichten gelesen haben, weil ich sie als erotische Liebesromane ankündigte, was sie nach eigener Aussage alle nicht lesen würden, waren sie durchweg begeistert, als sie mein Manuskript beendet hatten. Meine Freundin meinte sogar, für sie wäre es eine Schnulze und genau das, was sie lese.
Mehr Akzeptanz
Nun, hier habe ich dann etwas geschluckt. Denn das Wort Schnulze ist für mich negativ behaftet. Für sie aber nicht. Und genau darauf möchte ich aufmerksam machen. Denn leider scheint das Genre, in dem ich mich bewege, noch immer argwöhnisch beäugt zu werden, obwohl zahlreiche Frauen dieses Genre bereits lesen.
Per Definition schreibe ich erotische Liebesromane, verkaufe sie nun aber als sinnliche, weil das die Wortwahl ist, die bei meinen Lesern mehr Akzeptanz findet. Doch eigentlich finde ich das ein wenig schade. Denn es ist nichts Schmuddeliges dabei, über die schönste Nebensache der Welt zu schreiben, die laut Duden als Erotik bezeichnet wird.
Ihr habt die Wahl
Wer Liebesszenen nur angedeutet haben möchte, hat die Auswahl zwischen zahlreichen Büchern. Auch ich lese solche klassischen Liebesgeschichten ab und zu, nur berühren sie mich meist weniger als diejenigen, die den Liebesakt schildern. Denn genau das ist er für mich: Der Akt, den man tut, wenn man sich liebt.
Selbstverständlich gibt es auch Bücher, in denen sich dieser Akt nicht auf Emotionen stützt, sondern auf Verlangen, was im Allgemeinen bei Amazon unter der Kategorie Erotik zu finden ist und vermutlich einen Beitrag zu der negativen Assoziation mit dem Wort geleistet hat. Aber das finde ich schade!
Ziemlich anspruchsvoll
Es gibt tausende Menschen da draußen, die wenigstens in ihrer Fantasie einen Seitensprung begehen möchten. Mein Weg ist das nicht, und ich lese auch solche Bücher nicht, weil ich eine Romantikerin bin. Aber ich verurteile auch niemanden, der so etwas schreibt oder liest. Das empfinde ich als anmaßend!
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Schreiben von erotischen Szenen ziemlicher anspruchsvoll ist! Denn: Letzten Endes tut man immer das gleiche, nur darf es eben nicht so klingen. Synonyme sind gefragt, die Einbindung sämtlicher Sinne, Atmosphäre und Gefühlsbeschreibungen. Hier die richtige Mischung aus Erotik und Stil zu finden, empfinde ich als schwer, weshalb meine sinnlichen Szenen auch diejenigen in meinen Manuskripten sind, an denen mich meine tolle Lektorin am meisten tüfteln lässt.
Für mehr Respekt
Mein Fazit: Egal ob sinnlicher-, erotischer- oder klassischer Liebesroman – eins haben sie alle gemein: Das Bestreben, dem Leser die Gefühle der Protagonisten zu vermitteln, denn auf die kommt es in einem Liebesroman an.
Bitte, liebe Leserinnen und Kolleginnen, geht respektvoll miteinander um. Niemand steht besser da, wenn er den anderen schlecht redet! Und oft lohnt es sich, seinen Horizont zu erweitern, neues auszuprobieren und erst zu urteilen, wenn man sich wirklich eine Meinung hat bilden können.
Eure Aurelia